Zucker & Süßungsmittel

Oft werde ich gefragt, wie man denn Zucker ersetzen kann, ob Honig, Kokosblütenzucker, Stevia oder Birkenzucker eine gesunde Alternative sind, oder ob man denn ganz auf Zucker und Süßes verzichten soll.

Die Kurzversion meiner Antwort würde Folgende sein:

„Du kannst Zucker nur bedingt durch gesündere Alternativen ersetzen! Denkst du an deine Gesundheit und möchtest zuckerfrei leben, musst du lernen ohne industrielle Süßungsmittel zu leben und deine Süßschwelle herabsetzen.“

Gott sei Dank muss das süße Leben aber doch nicht so Schwarz & Weiß sein und ich möchte daher mit diesem Crashkurs versuchen dich ein bisschen durch den Dschungel an Zuckerweisheiten zu lotsen.

Erst einmal soviel, in der chemischen Bedeutung ist Zucker gleich Zucker – bestehend aus den beiden Einfachzucker GLUCOSE und FRUCTOSE - egal ob von dem Zuckerrohr, der Kokosblüte, dem Ahornbaum oder von Obst.

In welcher Ausgangsform wir Zucker allerdings zu uns nehmen, hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Daher muss in der Zuckerdiskussion erst einmal geklärt werden, wie der Begriff Zucker differenziert wird.

Sowohl Fachpersonen als auch Laien verwenden das Wort Zucker immer wieder ohne genau zu wissen bzw. zu definieren, was sie darunter verstehen. So kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Fehlinformationen.

Bevor ich also genauer auf die verschiedenen Süßungsmittel eingehe und dessen Vor- und Nachteile beleuchte, möchte ich dir etwas mehr Hintergrundwissen vermitteln.

Industriezucker / raffinierter Zucker / isolierter Zucker vs. natürliches Zuckervorkommen

Sprechen wir von Zucker als Energiespender, sollten wir den Begriff Kohlenhydrate verwenden.

Dabei ist sowohl Glucose, als auch Fructose ein natürlich vorkommendes Kohlenhydrat und wird nur umgangssprachlich meist Zucker genannt. Genaugenommen versorgen wir unseren Körper dann mit Kohlenhydraten - also Zucker - immer wenn wir zB Getreide, Gemüse, Obst oder auch Milchprodukte zu uns nehmen.

Kohlenhydrate, egal in welcher Form, werden von uns im Körper als Glucose verstoffwechselt und dienen uns als Hauptenergiequelle. So ist Glucose ein Baustein der Zweifachzucker Lactose (Milchzucker), Saccharose (Rohr- oder Rübenzucker) und Maltose (Malzzucker, Bier) sowie von Mehrfachzuckern wie Raffinose (zB in Hülsenfrüchten) und Vielfachzuckern wie Stärke (zB in Kartoffeln) und Cellulose (Ballaststoff).

Einfachzucker kommen in der Natur nicht in dieser isolierten Form vor!

Bei industriell hergestelltem Zucker, wie Haushaltszucker, Rohr- oder Rübenzucker, aber eben auch Kokosblütenzucker oder Agavendicksaft handelt es sich hingegen um isolierten Zucker bzw. raffinierten Zucker.

In dieser isolierten Form sind sowohl Glucose, als auch Fructose für unseren Körper schädlich. Neuere Forschung zeigt, dass gerade Fructose besonders schädlich für die Leber ist, da Fructose im Körper nicht verstoffwechselt wird, sondern zu 90% über die Leber ausgeschieden bzw. „entgiftet“ wird. Außerdem wird auch intensiv der Einfluss von isoliertem Zucker auf die Darmgesundheit untersucht. In Tierstudien zeigten sich dabei unterschiedliche Darmbeschwerden und negative Auswirkungen auf das Immunsystem bei hoher Gabe von isoliertem Zucker. (1)

Dabei zeigte sich aber auch, dass Ballaststoffe diese negativen Effekte wieder kompensieren könnten. (Einen ausführlicheren Bericht dazu, kannst du HIER lesen).

Isst du frisches Obst, versorgst du deinen Körper immer mit natürlich vorkommender Fructose und vielen Ballaststoffen, sowie Vitalstoffen. Das schadet also deinem Darm keinesfalls.

Ganz anders ist dies bei industriell zugesetzter Fructose, wie zB bei vielen Fertigprodukten. Besonders schädlich, auf Grund der hohen Konzentration ist u. a. der High-Fructose-Cornsirup (Fructose-Maissirup oder nur als Fructose gekennzeichnet), der sehr häufig in den unterschiedlichsten Produkten zu finden ist. Auch in vielen, die uns als gesund suggeriert werden.

Fructose ist neben Glucose aber zum Beispiel auch in isolierter Form in Agavendicksaft enthalten. Daher ist dieser für mich keine gesunde Alternative.

(1) Michael Laffin et al. A high-sugar diet rapidly enhances susceptibility to colitis via depletion of luminal short-chain fatty acids in mice, Scientific Reports, 2019

Dupuis J, University of Alberta, Study: Sugar binges increase risk of inflammatory bowel disease, 13. November 2019, MedicalXpress

Hier dürfen wir es also nicht zu einem Missverständnis kommen lassen!

Fructose, also Fruchtzucker in Form von Obst, aber auch in Honig, ist für den Körper in seiner natürlichen Form keinesfalls schädlich. Obst, aber auch Honig enthalten alle nötigen Vitalstoffe, sowie Fructose in einer natürlichen Konzentration, so dass der Körper leicht in der Lage ist, die Fructose zu verarbeiten. Einziger Nachteil beim Honig ist der Mangel an Ballaststoffen.

Alternativen zu Zucker?

Zurück zu unserem Haushaltszucker und den „gesündesten“ Alternativen.

Du kannst dir jetzt wahrscheinlich schon denken, welche Alternativen empfehlenswert sind. Tauschen wir nämlich das Wort „gesund“ mit „NATÜRLICH“, kennen wir schon alle gesunden Zucker- bzw. Süßungsalternativen.

Natürlich – süße – Rohwaren: Obst, Trockenobst und Honig

Dabei haben zB Datteln, Banane, Apfel und anderes Obst ganz klar den Vorteil, dass diese die wichtigen Ballaststoffe enthalten. Dies ist ja bei Honig eben nicht der Fall.

Ich persönlich verwende daher Honig (und auch Ahornsirup) nur in kleinen Mengen und achte darauf, dass diese nicht industriell erhitzt wurden sondern „roh“ sind. Dadurch sind die wichtigen Nährstoffe noch enthalten.

Ahornsirup verwende ich meist, wenn ich eine neutrale Süße bevorzuge, da Honig doch einen intensiven Eigengeschmack hat.

Achtung: Honig darf Kindern unter 1 Jahr nicht gegeben werden!

Kokosblütenzucker, Stevia & Co.

Du fragst dich aber vielleicht noch immer, was es denn jetzt mit dem Kokosblütenzucker, Birkenzucker, Stevia oder auch Erythritol auf sich hat.

Erst einmal haben diese alle natürlich pflanzlichen Ursprung, sind jedoch in unterschiedlichem Ausmaß industriell verarbeitet.

Das heißt, auch Kokosblütenzucker ist industriell verarbeitet. Allerdings in weniger Verarbeitungsschritten als weißer Haushaltszucker. Beide Zuckersorten haben etwa den gleich hohen Fructose-Glucose-Anteil, wobei Kokosblütenzucker (ebenso wie Rohrohrzucker) noch Mineralstoffe enthält.

Eine oftmals billigere Alternative ist aber Bio Rohrohrzucker.

Ganz anders ist es allerdings bei Birkenzucker (auch Xylit), Stevia oder Erythitrol, den sogenannten Zuckeraustauschstoffen.

Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie kaum oder keine Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel haben und somit auch den Insulinspiegel nicht beeinflussen.

Im Gegensatz zu synthetischen Süßstoffen, wie Aspartam, Saccharin oder Sucralose, sind die zuvor genannten aber natürlichen Ursprungs und haben somit vermutlich weniger negative Effekte auf den Körper.

Besonders für Diabetiker ist hier die eindeutig bessere Wahl Xylit, Stevia oder Erythitrol zu verwenden. Ein weiterer Vorteil ist die Zahngesundheit, da diese vor Karies schützen.

Grundsätzlich sehe ich diese Süßstoffe (die genau genommen Zuckeralkohole sind) aber eher kritisch. Trotz des natürlichen Ausgangsproduktes (Birkenholz, Maiskolben, Stroh, Steviablätter bzw. Mais) werden diese Rohstoffe intensiv behandelt. Über den gesundheitlichen Effekt gibt es relativ wenig Dokumentation.

Ein Nachteil der Zuckeralkohole ist auch, dass diese eine leicht abführende Wirkung haben, das alleine spricht für mich nicht unbedingt dafür, damit Zucker zu ersetzen.

Am natürlichsten erscheint mir noch Stevia in flüssiger Form.

Übersicht über Süßungsmittel, die für mich Sinn machen.

Allerdings verwende ich persönlich kaum Rohrohrzucker und überhaupt kein Kokosblütenzucker oder Stevia.

Zusammenfassung

Abschließend kann ich zusammenfassend nur hervorheben, dass es keinen geeigneten gesundheitsfördernden Ersatz für Zucker gibt. Wer auf seine Gesundheit und die seiner Kinder achten will, kann dies nur tun indem der Zuckerkonsum auf ein Minimum reduziert wird.

Wir müssen wieder lernen die natürliche Süßschwelle auf ein normales, natürliches Niveau zu bringen. Die natürliche Süßschwelle bezeichnet den Punkt ab dem etwas als süß genug empfunden wird. Durch die Lebensmittelindustrie wird diese natürliche Süßschwelle von Kind an in die Höhe getrieben. Bereits das erste Mal, wenn ein Kleinkind Zucker in Form von Eis, Kuchen oder anderen Süßigkeiten bekommt, wird das Verlangen nach Süßem aktiviert. Je öfter Kinder dann gezuckerte Speisen, Süßigkeiten oder Fertigprodukte bekommen, desto mehr verlernen Kinder den natürlichen Süßgeschmack von Milch, einer Karotte oder Paprika. Die Süßgelüste werden aktiviert.

So lange also deine natürliche Süßschwelle auf einem erhöhten Niveau ist, macht es nicht viel Sinn auf gesündere Süße, wie Ahornsirup, Rohrohrzucker oder Kokosblütenzucker umzusteigen. Du musst erst lernen deinen Geschmack zu neutralisieren. Das schaffst du indem du einige Wochen ganz auf Zucker und Süßungsmittel verzichtest. Achtung: auch auf ALLE Fertigprodukte, da diese meist mit Süßungsmitteln und Aromen versehen sind. Lediglich frisches Obst, Datteln und Honig in kleinen Mengen kannst du zum stillen deiner Süßgelüste verwenden.

Die ersten Tage werden schwer sein! Ja, du bist dann regelrecht auf einem Entzug. Aber schon bald wirst du merken, dass das „Training“ wirkt und dein Körper wird sich mit der natürlichen Süße aus frischem Obst und Gemüse wieder zufrieden geben.

Und wenn die Basis stimmt, also viele Ballaststoffe und frische Rohwaren, dann darf auch das eine Kuchenstück bei der Oma am Wochenende oder ein kleines Stück Schokolade zwischendurch auf jeden Fall sein. Oft ist es dann sogar so, dass der gekaufte Muffins oder die Kekse gar nicht mehr schmecken, weil sie als viel zu süß und unnatürlich empfunden werden.

Dann macht auch das Backen mit Obst und Datteln viel mehr Spaß. Und ein bisschen Ahornsirup oder Honig über den sonst ungesüßten Pancakes, gibt den absoluten Zufriedenheits-Zucker-Glücks-Kick J

Hab also keine Angst vor Zucker, auf die Menge kommt es an.

Viel Gemüse und Obst im Alltag! Ab und zu mit Datteln, Bananen oder Honig gewisse Speisen süßen und für die besonderen Anlässe der Zucker im selbstgebackenen Kuchen. Dann kann man auch ab und zu bei Gummibären und Schokoriegel ein Auge zudrücken.

Problematisch wird es, wenn die Basis nicht stimmt.

Morgens das Marmeladebrot oder gezuckerte Cornflakes mit Milch, mittags die Fertigsuppe oder das Wurstbrot mit viel Zucker, nachmittags das gezuckerte Fruchtyoghurt und abends die Limo zum Abendessen. Dazu Zucker im Kaffee, die Kekse zwischendurch oder die Gummibären im Auto...

Gesamten Kurs inkl. Tipps und Rezepte zu:

“Zuckerentzug - so gelingt es dir!” herunterladen!

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